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Seltene Gäste: Hirschkäfer fliegen in Wetter

In der Stadt Wetter dürfen wir in diesem Jahr einen ganz besonderen Gast erleben. Fast jeder kennt ihn und doch hat ihn längst noch nicht jeder live gesehen. Ein Grund ist, dass dieser Gast mit dem Rückgang seines natürlichen Lebensraumes kämpft und daher in den letzten Jahren sehr selten geworden ist: Es ist der Hirschkäfer.

Mit etwa neun Zentimetern ist er der größte und auffälligste Käfer in Europa. Mit dem geweihförmigen Oberkiefer (Mandibel genannt) wirken die Männchen höchst imposant. Entgegen vieler Meinungen benutzen sie ihre Geweihe jedoch nicht zur Nahrungsaufnahme, sondern als Waffe, die sie bei Revierkämpfen gegen Rivalen einsetzen und während der Paarung zum Festklammern der deutlich kleineren Weibchen.

Beide Geschlechter sind schwarzbraun gefärbt mit braunroten Deckflügeln. In der Zeit von Mitte Juni bis Ende Juli schwirren sie an warmen Sommerabenden durch die Lüfte. Das laute Brummen der großen Flugakrobaten ist nicht zu überhören.

Hirschkäfer lieben alte Eichen, denn ihr Baumsaft enthält besondere Pilze, welche die Käfer für die Reifung ihrer Keimzellen benötigen. Baumsaft tritt aus Wundstellen in der Borke aus, die z.B. durch Frostrisse, Windbruch oder Blitzschlag entstehen. Die Weibchen der Hirschkäfer haben noch kräftigere Oberkiefer als die Männchen und sind damit in der Lage, einem Baum bewusst kleine Wunden zuzufügen, um an den wertvollen Saft zu gelangen. Wer genau hinsieht kann an den Mundwerkzeugen der Insekten kleine gelbe Härchen erkennen, mit denen sie den Baumsaft auflecken können.

Mit dem geweihförmigen Oberkiefer (Mandibel genannt) wirken die Männchen höchst imposant.
Zu Gast in Wetter: Mit etwa neun Zentimetern ist er der größte und auffälligste Käfer in Europa.

Nach der Paarung im Sommer gräbt sich das Weibchen bis zu 50 Zentimeter in den Boden ein. In den kommenden zwei Wochen legt es dort bis zu 100 Eier an alte, morsche oder abgestorbene Wurzelstöcke. Nach weiteren vierzehn Tagen schlüpfen dort die Larven, die sich während ihrer Wachstumsphase mehrmals häuten. Das Holz alter Eichen wird dabei bevorzugt, da es die besonderen und von den Tieren benötigten Pilze enthält. Je nach Holzqualität benötigen die Larven zwischen drei und acht Jahren bis zur vollendeten Entwicklung und letzten Häutung. Während des Larvendaseins bauen sie das feuchte Totholz zu Mulm ab. Die Käfer und ihre Larven nehmen also eine bedeutende Rolle bei der Humifizierung der Wälder ein und sind ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Stoffkreislaufs der Natur. Die Verpuppung einer Larve findet in einer selbsthergestellten Puppenwiege, ca. 20 Zentimeter tief im Erdboden statt. Ihren faustgroßen Kokon bauen sich die Larven aus Erde und Mulm. Nach rund sechs Wochen schlüpfen daraus die fertigen Käfer. Im Frühjahr graben sie sich schließlich an die Erdoberfläche.

Am Ende der Metamorphose und kaum an der Oberfläche, versterben die stolzen Hirschkäfermännchen bereits nach wenigen Wochen. Die Weibchen im Spätsommer, nach der Eiablage.

Das Besondere ist, dass der Hirschkäfer mit seinem Fachbegriff „Lucanus cervus“ im Anhang II der FFH-Richtlinie als schützenswert deklariert ist. Bei der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH) handelt es sich um eine seit 1992 existierende Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu schützen. Für den spürbaren Bestandsrückgang des Hirschkäfers gibt es viele Gründe. Das größte Problem ist, dass ihm sein natürlicher Lebensraum immer mehr verloren geht. Dichte Laubwälder mit alten Eichenbeständen sind selten geworden. Stattdessen kämpft der Käfer mit der Entnahme von Alt- und Totholz, dem Verlust von Altbäumen, der Vermehrung Standortfremder Baumarten und der Nutzungsaufgabe von Streuobstwiesen.

Obwohl der Hirschkäfer laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH) unter besonderem Schutz steht, scheint er sich in Wetter sehr wohl zu fühlen!
Hirschkäfer lieben alte Eichen, denn ihr Baumsaft enthält besondere Pilze, welche die Käfer für die Reifung ihrer Keimzellen benötigen.


Was können wir tun?
Zusammen mit der Natur- und Umweltpädagogin Janina Peitz möchten wir uns für den Schutz des Großkäfers einsetzen. Die Beobachtungen wurden bereits an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (kurz: LANUV NRW) weitergegeben.

Wir bitten die Besucher des Parks darum, die Tiere nicht zu stören, auf im Gras sitzende Tiere zu achten und diese in keinem Fall zu entfernen. Wenn du das Projekt unterstützen möchtest oder Fragen zum Thema Hirschkäfer hast, kannst du dich gerne an und oder direkt an Janina (www.gruenschnabel-natur.de) wenden.

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