Open-Source Saatgut
Die Aktion 2022 ist abgeschlossen! In Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Dortmund, Koordinierungsstelle Klimaschutz und Klimafolgenanpassung ist eine Wiederholung in 2024 geplant.
Pünktlich zur Tomatenanzucht haben wir im Ende Februar 2022 zusammen mit Vertretern der Lokalen Agenda 21 knapp 100 kleine Samentütchen gepackt, die kostenlos an alle interessierten Wetteraner Bürgerinnen und Bürger verschickt wurden.
In diesen Päckchen verbarg sich ein ganz besonderes Saatgut: Das der samenfesten „Open-Source-Tomate“ Sunviva. Besonders deshalb, weil die Tomate außergewöhnliche Eigenschaften aufweist und dadurch auf eine akute Problematik der Saatgut-Branche aufmerksam macht.
Die samenfeste Sorte Sunviva ist eine leuchtend gelbe, aromatisch süß-saftige Cocktailtomate. Sie gilt als besonders robust mit hoher Feldresistenz gegenüber der Kraut- und Braunfäule. Die Sorte wurde im ökologischen Freiland-Tomatenprojekt der Universität Göttingen entwickelt, sie ist also bestens an Bedingungen, wie wir sie häufig im Hausgarten vorfinden, angepasst.
Was bedeutet „samenfest“?
Rolf Weber von der Lokalen Agenda erklärt: „Im Gegensatz zu dem im Handel und Landwirtschaft gängigen Hybridsaatgut ist samenfestes Saatgut nachbaufähig. Die Pflanzen, die sich aus den Samen entwickeln, lassen sich sortenrein vermehren. Man erhält quasi die Sorte die man kennt und die Früchte, die einem schmecken. “ Samenfestes Saatgut müssen Gärtnerinnen und Gärtner also nur ein Mal kaufen und zehren dann viele Jahre davon.
Bei Hypbridsorten ist das anders; Sie sind zwar extrem leistungsstark, robust und ertragreich, diese Eigenschaften halten aber nur eine Generation. „Würde man die Samen dieser Früchte sammeln und wieder aussäen, kämen nicht die gleichen leckeren Früchte und ertragreichen Pflanzen dabei heraus, die man gerne haben möchte.“ ergänzt unsere Schatzmeisterin und passionierte Hobbygärtnerin Carmen Babiel, „Die sortentypischen Eigenschaften spalten sich züchtungsbedingt in der nächsten Generation einfach auf. Das kennt vielleicht der ein oder andere, der schon mal Pflanzen aus Samen von Tomaten aus dem Supermarkt gezogen hat. Möchte man eine bestimmte Sorte wieder haben, ist man gezwungen im folgenden Jahr erneut Saatgut kaufen“
Was ist eine „Open-Source-Tomate“?
Sunviva ist aber nicht nur samenfest, sie ist auch eine sogenannte „Open-Source-Tomate“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf den rechtlichen Hintergrund dieser Sorte und macht einen großen biodiversen Unterschied. Unsere 1. Vorsitzende Alina Wieczorek erklärt warum das so ist: „Das Besondere ist, dass diese Tomatensorte eine Open-Source-Saatgutlizenz erhalten hat. Diese erlaubt es, die Samen frei und kostenlos zu verwenden. Das ist bei herkömmlich lizensiertem Saatgut nicht der Fall: Hier erheben die Saatgutkonzerne Gebühren. Ich finde, das wird immer noch nicht ausreichend thematisiert. Darauf möchten wir mit dieser Aktion aufmerksam machen. Durch die Möglichkeit der freien Verwendung und Vervielfältigung kann der Gebrauch des Saatguts für die Allgemeinheit auf Dauer gesichert werden.“
Die Besonderheit der Open-Source-Lizenz ist, dass jeder das Saatgut vermehren, weitergeben und für regionale Bedürfnisse weiterentwickeln darf, frei von Lizenzkosten. So können sowohl regionale Unterschiede als auch klimatische Veränderungen bei Züchtung und Anbau dauerhaft berücksichtigt werden, was bei Einheitssaatgut einschlägiger Konzerne nicht möglich ist. Diese besondere Verschmelzung ökologischer und sozialer Aspekte trägt maßgeblich zum Erhalt der Biodiversität bei.
Ein großes Dankeschön an die Lokale Agenda 21 für die Finanzierung dieses wunderbaren Projekts!